Smart Cities for Future? - Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Stadt der Zukunft

Vortrag auf dem 35. Deutschen Naturschutztag am 01.06.2021, via BigBlueButton™-Videokonferenz.

Aufzeichnung und Präsentation

Aufzeichnung von "Smart-Cities for Future?" auf Peertube ansehen .

Präsentation von „Smart-Cities for Future?“ herunterladen: smart_cities_for_future_public.pdf

Das Material dieses Seitenabschnitts darf daher unter Einhaltung folgender Nutzungsbedingungen verwendet werden: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/deed.de

Smart-Cities for Future? (Text und Präsentation) © 2021 von Lukas Laufenberg sind lizensiert unter Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International

Exposé

Der Begriff „Smart City“ ist in seiner Definition so unterschiedlich, wie unsere Gesellschaft. Weil die Diskrepanz zwischen Vorstellung und Realität nicht größer sein könnte, sollten wir über konkrete Anwendungen sprechen. Technologie, die unter dem Begriff Smart City beworben wird, funktioniert abstrakt nach folgendem Prinzip: Durch Datenerfassung über bisher wenig bekannte Situationen werden Prozesse beobachtet, auf die dann Maschinen oder Menschen reagieren. Das kann praktisch bedeuten: Sensoren sammeln verteilt unterschiedliche Daten, diese werden dann über ein Netzwerk transportiert und von Algorithmen in Entscheidungen übersetzt, die dann z.B. den Verkehrsfluss oder Beleuchtung steuern. Wir sehen hier, dass diese Technologie vor allem verspricht, einen größeren Überblick über die Situation in einer Stadt zu erlauben und auf basis des erlangten Wissens kurzfristig zu reagieren. Aber auch langfristig können diese Daten verwendet werden, um Prozesse in der Stadt zu optimieren. Als Beipiel für Umweltschutz, ist eine Optimierung des Verkehrsflusses zur Reduktion des Autoverkehrs und Attraktivitätssteigerung des ÖPNV und anderer umweltfreundlicher Transportmittel möglich. Auch die Vitalitätsüberwachung von städtischen Naturflächen, die ein sparsames Wässern (auch unter Bürgerbeteiligung) erlaubt oder eine intelligente Steuerung von Straßenbeleuchtungen sind denkbar. Gerade für die Biodiversitätsforschung sind solche Technologien interessant. Im Forschungsprojekt Natur 4.0, zwischen Fachbereichen der TU Darmstadt und der Philips-Universität Marburg werden beispielsweise Sensornetzwerke dazu verwendet, Ökosysteme als ganzes zu beobachten. Diese Art von Forschung lässt sich auch auf intelligente Anwendungen in Städten übertragen, da hier die gleichen Technologien eingesetzt werden. Natürlich können diese Mechanismen auch negative Effekte haben. Je nachdem wie die Datenerfassung ausgestaltet ist, kann sie dazu genutzt werden um Persönlichkeitsprofile von Menschen, Firmen oder Organisationen zu erstellen, mithilfe derer unerwüschtes Verhalten systematisch benachteiligt wird. Auf ökologischer Ebene ist der Einsatz digitaler Technologie aus zwei maßgeblichen Gründen kritisch zu bewerten. Zum einen ist das Ziel der Effizienzsteigerung oft mit Rebound-Effekten verbunden. Zum anderen enthalten elektronische Geräte seltene Rohstoffe, deren Gewinnung mit der Zerstörung einer großen Menge ökologischer Ressourcen und unter Verletzung von Menschenrechten einhergeht. Das im letzten Jahr vom Bundestag beschlossene Lieferkettengesetz ist hier ein erster, zaghafter Schritt in die richtige Richtung, allerdings mit sehr großen Baustellen. Kann es unter diesen Vorraussetzungen überhaupt umweltverträgliche Anwendungen solcher Technologien geben? Unter dem Leitbild Suffizienz betrachtet, ja: so viel digitale Anwendungen wie nötig, so wenig wie möglich.

Dafür sollten digitalisierte Städte anhand dreier Leitfragen gestaltet werden:

  • Ist das Problem, das mit einer Intelligenten Anwendung gelöst werden soll relevant bzw. signifikant?
  • Lässt sich das Problem auch durch nicht elektronische Mittel (z.B. Stadtplanung) oder einfachere Anwendungen lösen?
  • Kann vorhandene Infrastruktur oder Hardware (gemeinsam mit den Bürger*innen) genutzt werden um diese Aufgabe ohne mehr Ressourcen zu bewältigen?